Sportphysiotherapeut – mehr als ein Physiotherapeut?

Chris Schantl berichtet über seinen Traumberuf

Tagtäglich mit den Top-Athleten zusammenarbeiten? Als Sportphysiotherapeut ist das möglich. Chris Schantl spricht über seine Leidenschaft für seinen Beruf und verrät, wieso die Zusammenarbeit mit den Trainern nicht immer ganz einfach ist. Lesen Sie außerdem, wie auch Sie Karriere im Sportbusiness machen.

Was ist die Sportphysiotherapie?

Die Sportphysiotherapie vereint Prävention und Rehabilitation – immer mit Blick auf den Sportler. Durch die spezielle Zielgruppe arbeiten Sportphysiotherapeuten oftmals mit Hobby- und sogar Spitzensportlern zusammen. Sie gestalten Rehabilitationspläne, damit verletzte Sportler im Trainings- und Wettkampfalltag zu alter Stärke zurückfinden. Und auch bei der Prävention spielen sie als Sportphysiotherapeut eine wichtige Rolle.

Wie der Alltag eines Sporttherapeuten genau aussieht, hat uns Chris Schantl im Interview verraten.

Sportphysiotherapeut Christian Schantl
Christian Schantl

Chris Schantl ist Sportphysiotherapeut und -masseur. Als Sporttherapeut ist er unter anderem für den Fußballverein FK Austria Wien tätig. Gleichzeitig betreibt er zusammen mit weiteren Therapeuten die Praxis Sportphysiotherapeuten und gibt über Instagram und Facebook Einblick in die Arbeit eines Sportphysiotherapeuten.

Was sind die Tätigkeitsfelder und Aufgaben eines Sportphysiotherapeuten?

Die Aufgaben eines Sportphysiotherapeuten sind vielfältig und können je nach Tätigkeitsfeld unterschiedliche Schwerpunkte haben.

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Tätigkeitsfelder

Als Sportphysiotherapeut finden Sie hier eine Anstellung:

  • Rehabilitationszentren und Kliniken
  • Olympiastützpunkte
  • Sportverbände
  • Vereine
  • Versicherungen
  • Lehre an Hochschulen und Fortbildungszentren
  • (eigene) Praxis

Aufgaben

Als Sportphysiotherapeut

  • erstellen Sie Rehabilitations- und Trainingspläne.
  • begleiten Sie den Sportler auf dem Weg der Regeneration.
  • führen Sie wettkampfbegleitende Maßnahmen durch.

Chris Schantl als Sportphysiotherapeut in Aktion mit einem Patienten.
Chris Schantl begleitet Sportler auf dem Weg der Rehabilitation.

Sportphysiotherapeuten – Allrounder auf Großveranstaltungen

Chris Schantl berichtet, dass die Aufgaben eines Sportphysiotherapeuten insbesondere bei Großveranstaltungen wie den olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften über die normalen Alltagsaufgaben hinausgehen. Deshalb sollten Sie als Sportphysiotherapeut immer auf einen großen „Werkzeugkoffer“ zurückgreifen können:

„Auf Großveranstaltungen muss ein Sportphysiotherapeut 24 Stunden am Tag einsatzbereit sein und viele Tätigkeiten gut beherrschen. Deshalb sollte ein Sportphysiotherapeut zum Beispiel auch sehr gute Fähigkeiten in der Sportmassage oder in der Ersten Hilfe mitbringen. Auch eine Fortbildung in der Sportpsychologie schadet nicht, um den Sportler bei einem Wettkampf bestmöglich betreuen zu können.“

Sportphysiotherapeut – Teil eines multiprofessionellen Teams im Verein

Im Gegensatz zu Großveranstaltungen hat man im Vereinsalltag ein gut geschultes und multiprofessionelles Team um sich. Das eröffnet neue Perspektiven für die Regeneration der Sportler und die Arbeit des Sportphysiotherapeuten, erzählt Chris Schantl:

„Die Zusammenarbeit mit Masseuren und anderen Sportphysiotherapeuten ist hier besonders wichtig, da der Sportler wieder schnell fit sein möchte und soll. Im Verein hat man glücklicherweise die Zeit, oft mehrere Stunden am Tag mit dem verletzten Sportler zu arbeiten. Das ermöglicht eine intensivere Betreuung und kann so die Wundheilung positiv unterstützen.“

Dennoch herrscht auf der Vereinsebene ein großer Druck, berichtet Chris Schantl. Schließlich will das Management einen erfolgreichen Verein führen. Der Sportmanager übe daher oft Druck auf den Trainer aus, der wiederum den Druck an den Sportphysiotherapeuten weitergebe. Letztendlich sei der Leidtragende dann oft der Sportler. Chris Schantl wünscht sich daher „eine gute und vor allem wertschätzende Zusammenarbeit all dieser Abteilungen.“

Auch die Basketballer des FC Bayern werden professionell von Physiotherapeuten betreut. In diesem Video sehen Sie Einblicke in das Screening der Sportler, eine Alltagsaufgabe im Verein:

Sporttherapie in einer privaten Praxis

Die Sportphysiotherapie in einer privaten Praxis birgt ganz andere Herausforderungen als im Verein, berichtet Chris Schantl:

„Hier betreut man nicht nur Leistungssportler, sondern auch Freizeitsportler. Die Zeit ist meistens auf 60 Minuten beschränkt und man sieht den Sportler nicht täglich. Der Großteil unsere Patienten hat neben dem Sport natürlich noch einen Fulltime-Job oder ein Studium und kann somit nicht die gleiche Zeit und Kosten investieren wie Leistungssportler.“

Für den Sportphysiotherapeuten bedeutet das, gezielte Rehabilitationspläne zu erstellen, damit der Sportler trotz Zeitmangels schnell wieder fit wird.

Sportphysiotherapeut Chris Schantl bei der ARbeit mit einem Patienten.
In seiner privaten Praxis betreut Chris Schantl Hobby- und Leistungssportler.

Was unterscheidet Sportphysiotherapeuten von Physiotherapeuten?

Sportphysiotherapeuten unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Zielgruppe von klassischen Physiotherapeuten. Chris Schantl erklärt:

„Wieder einen Marathon laufen zu können oder die Teilnahmen an den olympischen Spielen erfordert andere Belastungsreize für die verletzte Struktur als der Weg in ein Lebensmittelgeschäft.“

Ein Leistungssportler, der mehr als die alltäglichen körperlichen Anstrengungen bewältigen muss, ist daher bei einem Sportphysiotherapeuten in besten Händen. Generell rät Schantl allen Patienten, einen Physiotherapeuten aufzusuchen, der auf das benötigte Teilgebiet, zum Beispiel Sport, Neurologie oder Pulmologie (Lungenheilkunde) spezialisiert ist. Denn „der Patient profitiert dadurch viel mehr von der Therapie.“

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Was sollte ich als angehender Sportphysiotherapeut mitbringen?

Bevor Sie den Beruf des Sportphysiotherapeuten ergreifen, sollten Sie sich fragen: Passt der Beruf zu mir? Wir haben für Sie ein paar Eigenschaften aufgeführt, die Sie als Sportphysiotherapeut mitbringen sollten.

Keine Berührungsängste

Als Sportphysiotherapeut müssen Sie immer wieder Muskeln lockern oder dem Patienten bei den Bewegungsabläufen unter die Arme greifen. Daher ist es wichtig, dass Sie keine Berührungsängste haben.

Sportmassage an den Oberschenkeln
Als Physiotherapeut haben Sie oft Körperkontakt mit Ihren Patienten.

Soziale Kompetenz im Umgang mit Patienten

Auch im sozialen Kontakt mit den Patienten sollten Sie keine Berührungsängste haben. Eine längere Verletzung kann insbesondere für Leistungssportler deprimierend sein. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.

Interesse an sportmedizinischen Inhalten

Neben der Trainingslehre stehen auf dem Stundenplan angehender Sportphysiotherapeuten auch sportmedizinische Inhalte wie Ernährung im Sport und Anti-Doping oder Anatomie und sportmedizinische Untersuchungsmethoden. Wollen Sie diesen Beruf ergreifen, sollten Sie sich daher in jedem Fall für diese Themen interessieren. Das theoretische Wissen in diesem Bereich ist Ihr Handwerkszeug für den Berufsalltag.

Anatomie des Fußes der in einem Turnschuh steckt.
Physiotherapeuten brauchen viel theoretisches Wissen über den Körper, um die Patienten bestmöglich zu behandeln.

Wie werde ich Sportphysiotherapeut?

Sie sind begeistert von diesem Beruf und stellen sich jetzt nur noch die Frage, wie man Sportphysiotherapeut wird? Wir haben die Antwort für Sie.

Der Beruf des Sportphysiotherapeuten ist eine Weiterbildung. Sie brauchen deshalb eine abgeschlossene Ausbildung zum

  • Physiotherapeuten,
  • Masseur oder
  • medizinischen Bademeister.

Darauf aufbauend können Sie dann die Weiterbildung zum Sportphysiotherapeuten machen.

Weiterbildungsmaster Sportphysiotherapie

M.Sc. Sportphysiotherapie abzuschließen. Für die Zulassung brauchen Sie einen

  • Nachweis über ein abgeschlossenes Studium (mind. 180 ECTS-Punkte).
  • Nachweis über die Physiotherapieausbildung (Berufsausbildung oder Studium mit Arbeitszulassung).
  • Nachweis über Berufserfahrung in der Physiotherapie (mind. 1 Jahr).

    Wenn Sie alle Bedingungen erfüllen, können Sie sich auf den Studiengang bewerben.

  • Weiterbildung zum Sporttherapeuten

    Ein Sportphysiotherapeut wird auch als Sporttherapeut bezeichnet. Für den Beruf des Sporttherapeuten können Sie sich nicht nur durch die Weiterbildung zum Sportphysiotherapeuten qualifizieren, sondern auch durch ein sportwissenschaftliches Studium. Die Sporthochschule Köln bietet zum Beispiel den Masterstudiengang M.A. Rehabilitation, Prävention und Gesundheitsmanagement an.

    Anschließend folgt eine Weiterbildung zum Sporttherapeuten beim Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS).

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    Weiterbildung zum DOSB-Sportphysiotherapeuten

    Sie wollen sich als Sportphysiotherapeut für die Olympischen Spiele oder die Auswahlmannschaft des DFBs bewerben? Dann benötigen Sie die Lizenz „DOSB Sportphysiotherapeut“. Davor müssen Sie den Grundkurs bei einem lizenzierten Anbieter des DOSB absolvieren.

    Physiotherapeut Patrick Hoyler hat diese Ausbildung zum Beispiel absolviert und war danach bei der Juniorenolympiade im Einsatz (ab Minute 5:31):

    Was verdiene ich als Sportphysiotherapeut?

    Das Einstiegsgehalt für Physiotherapeuten sieht laut gehaltsreporter.de so aus:

    • mit einer Ausbildung: 21.500 bis 23.500 Euro Bruttojahresgehalt
    • mit einem Studium: 24.000 bis 30.000 Euro Bruttojahresgehalt

    In einem Ranking von Spiegel Online wird deutlich: Sporttherapeuten verdienen trotz Studium vergleichsweise sehr wenig. Der Beruf belegt mit 31.800 Euro Bruttojahresgehalt den zweiten Platz der schlecht bezahltesten Berufe nach einem Universitätsabschluss.

    Faszination Sportphysiotherapie

    Das Spannende an dem Beruf des Sportphysiotherapeuten ist die Zusammenarbeit mit den Sportlern. Chris Schantl sagt über seinen Beruf:

    „Die Faszination des Berufs sehe ich tagtäglich bei der Arbeit mit meinen Patienten. Es ist so viel möglich durch die Sportphysiotherapie. Meilensteine in der Reha, zum Beispiel wenn der Sportler wieder zu laufen beginnt oder die ersten Sprünge nach einer schweren Knieverletzung macht, und die Freude und Dankbarkeit von den Sportlern über solche Dinge – das macht die Arbeit immer besonders.“

    Sportphysiotherapie: Patient macht Übungen und wird von Sportphysiotherapeut betreut.
    Die direkte Arbeit mit dem Sportler macht den Beruf des Sportphysiotherapeuten interessant und abwechslungsreich.

    Auch die verschiedenen Sportarten machen den Beruf sehr abwechslungsreich, findet Chris Schantl:

    „Man bedenke nur, wie viele Sportarten es gibt. Jede Sportart bringt andere Schwerpunkte mit sich, die in einer Reha zu beachten sind. Ein Fußballer benötigt andere Anforderungen als ein Skifahrer. Man kann daher nie nach einer Standardmethode arbeiten.“

    Das Sportbusiness ist aber nicht nur in der Sportphysiotherapie spannend und abwechslungsreich. Es gibt viele weitere interessante Berufe in dieser Branche. Schauen Sie sich doch einmal den Beruf des Trainingswissenschaftlers an, der eng mit Sportphysiotherapeuten zusammenarbeitet.

    Bildnachweis: Titelbild: ©gettyimages/Cecilie_Arcurs, Bild 1: © Chris Schantl, Bild 2: © Chris Schantl, Bild 3: © Chris Schantl, Bild 4: © gettyimages/Giorez, Bild 5: © gettyimages/busracavus, Bild 6: © gettyimages/FG Trade

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